Pass auf dich auf!

Pass auf dich auf – so, oder so ähnlich klingen gut gemeinte Worte von besorgten und fürsorglich denkenden Mitmenschen. Aber, geht das wirklich? Kann man wirklich immer auf sich selbst aufpassen? Gewiss kann ich dafür Sorge tragen, dass ich nicht fahrlässig handle um nicht mich und andere in Schwierigkeiten zu bringen. Aber ich erinnere mich, wie ich als Kind einmal hastig über die Straße lief, um eine Straßenbahn, die gerade in der Haltestelle stand, noch zu erreichen. Plötzlich spürte ich, wie eine Autostoßstange gegen meine Beine schlug. Zum Glück kam das Auto noch rechtzeitig zum Stehen. Es war gerade noch mal gut gegangen.

Sicherlich hat jeder Mensch schon mal solche oder ähnliche Situationen erlebt, in denen einem fast das Herz stehen bleibt. Gerade las ich in der Zeitung, wie ein 50jähriger Autofahrer mit seiner Familie bei einem Überholvorgang frontal gegen einen Lastwagen fuhr. Fast alle beteiligten Personen starben bei diesem tragischen Unfall. Wahrscheinlich saß da als Fünfzigjähriger kein leichtfertiger und risikobereiter Raser am Steuer, sondern gewiss ein fürsorglicher und ein auf sich und seine Familie aufpassender Familienvater. Und trotzdem war das Schreckliche passiert.

Ja, das Leben hat zu viele Tücken (und das nicht nur im Straßenverkehr), um mit breiter Brust behaupten zu können, man habe alles fest im Griff, weil man ja auf sich aufpasse. Zumal unsere Psyche hoffnungslos überfordert wäre, wenn wir mit diesem Anspruch ernst machen würden.

Im gesunden Menschen ist ein Urvertrauen angelegt, welches seine Gründung in Gott finden kann und muss. Die Bibel lehrt uns, dass durch alle Zeiten hindurch viele Menschen es als ein Geschenk empfanden Gottes schützender Hand vertrauen zu dürfen. In Psalm 91 heißt es: „Der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen. Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“.

Das ist eine Zusage, die uns natürlich aufbaut. Aber gilt sie auch uns, dürfen wir sie auf uns beziehen? Nun, sicherlich nicht so ohne weiteres. Ich erinnere mich, als ich mir noch nicht der Nähe Gottes bewusst war, lag es mir fern, mich auf derartige Bibelstellen zu berufen. Denn ich konnte ihnen nicht glauben. Erst als ich mit achtzehn Jahren eine persönliche Hinwendung zu Jesus erfuhr, schloss sich mir Gott auch als liebender Vater auf. Nie zuvor hätte ich gedacht, dass, durch das Opfer von Jesus am Kreuz, so eine innige Liebesbeziehung zu Gott möglich wäre. Aber dann erlebte ich sie. Plötzlich begannen auch solche Bibelstellen, wie die obige, zu mir zu sprechen. Sie wurden für mich lebendig und real. Ja, er hat, auch über mir, seinen Engeln befohlen, dass sie mich behüten auf allen meinen Wegen. Und meine Familie darf ich da mit einschließen; auch meine Kinder, die eventuell noch nicht diesen persönlichen Zugang zum himmlischen Vater kennen. Diese Gewissheit lässt mich ruhiger schlafen, gelassener leben und auch mutiger agieren. Menschenfurcht und die Furcht vor neuen Dingen haben nicht mehr so viel Einfluss auf meine Entscheidungen und meine Lebensvollzüge wie vielleicht vor meiner Zeit als bewusster Christ. Gott führt mich in die Freiheit. Dazu gehört, dass ich dem Spruch „Pass auf dich auf“, auch wirklich nur so viel Bedeutung beimesse, wie ihm gebührt.

Weil ich weiß, dass ich nicht gänzlich auf mich aufpassen kann, bete ich manchmal am Morgen Luthers Morgensegen. Da heißt es:

„Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich in dieser Nach vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte dich, du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, dass dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und meine Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde.“

Warum schreibe ich das? Vielleicht würde ich es nicht tun, wenn ich nicht wüsste, dass so ein Vertrauen in Gott jedem Menschen offen steht, der sich danach sehnt. Dazu segne Sie der lebendige Gott.

Ihr Volkmar Günther

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