Gebannt schauten wir zu, wie zwei Wagehalsige die steile Felswand hinaufkletterten.
Unsere Kinder fühlten sich unweigerlich herausgefordert und wollten auch gleich mit dem Klettern beginnen. Ohne Seil, ohne Karabiner, ohne jegliche Kletterausrüstung.
Aber Sandsteinklettern in der Sächsischen Schweiz will gelernt sein. Man muss wissen wie man steigt, sich sichert, sich festhält. Manch Übermütiger oder Unvorsichtiger ließ sich herausfordern, ist abgestürzt, verletzte sich schwer oder bezahlte gar das Klettern mit seinem Leben.
Nicht jeder lässt sich von Felsen herausfordern. Aber das Leben tut es allemal. Irgendwie müssen wir es ja alle meistern. Da kommt niemand drum herum, und am Ende wollen wir alle gut ankommen. Die Frage ist, welche „Sicherungsringe“ geben uns in den Herausforderungen unseres Lebens einen guten Halt? Einige solcher Ankerpunkte, in die wir unsere „Karabiner“ einhängen können, lassen sich in der Bibel finden. Zum Beispiel bei 1. Petrus 5,5: „Haltet fest an der Demut. Denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade“.
Demut verspricht unserem Leben also einen guten Halt. Demütig sein meint, ich stelle mich nicht über andere Menschen, ich will nicht über sie ungute Macht ausüben, nicht cleverer, klüger, gewiefter, besser sein wollen als sie, sondern diene ihnen mit dem, was Gott mir an Möglichkeiten geschenkt hat. Zugegeben, das klingt ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Aber vielleicht stürzten ja dann nicht so viele ab.
Volkmar Günther